Whiteboard-Interviews: Die Prüfungen der Anpassungsfähigkeit und Wissensaneignung im Berufsalltag

Die Whiteboard-Interviews haben sich zu einem festen Bestandteil des Einstellungsprozesses in vielen Technologieunternehmen entwickelt. Diese Methode, die ursprünglich dazu gedacht war, das technische Können und logische Denken der Bewerber abzuschätzen, hat jedoch oft zur Kritik geführt. Es wird argumentiert, dass Whiteboard-Interviews weniger auf die tatsächliche Arbeitsrealität vorbereitet sind und mehr eine Prüfung der Anpassungsfähigkeit und Gedächtnisleistung darstellen. Befinden wir uns bei dieser Interviewtechnik wirklich auf dem richtigen Weg, um die besten Talente zu rekrutieren?

Viele Entwickler und Programmierer sind der Meinung, dass Whiteboard-Interviews nicht ausreichend Einblick in die praktischen Fähigkeiten eines Bewerbers geben. Ein Kommentar aus der Praxis erwähnt, dass es oft einfacher erscheint, wie jemand kompetent wirkt, ohne es wirklich zu sein. Dies führt dazu, dass einige Kandidaten in Interviews gut abschneiden, aber dann in der Praxis Schwierigkeiten haben, grundlegende Programmierungsaufgaben zu erledigen. Diese Diskrepanz zeigt deutlich, dass praktische Tests und Probenzeiten, in denen Bewerber tatsächlich Coden und ihre Fähigkeiten im Kontext belegen können, potentiell bessere Indikatoren für ihre Eignung sind.

Ein weiteres Argument gegen Whiteboard-Interviews ist ihre Bezugslosigkeit zur Realität des Berufsalltags. Entwickler wie Guido van Rossum und Kyle Simpson, die in der Community wegen ihrer intellektuellen Beiträge anerkannt sind, haben Schwierigkeiten aufgezeigt. Die Anekdote von Kyle Simpson zeigt, dass populäre Werke wie Lehrbücher nicht zwingend das Zeugnis eines guten Mitarbeiters innerhalb einer Unternehmensstruktur sind. Selbst herausragende Freigeister können in der strikten Umgebung eines Unternehmens nur schwer florieren, was die Notwendigkeit einer flexibleren Herangehensweise an Bewertungen verdeutlicht.

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Die Idee des „Versuchens vor dem Kauf“, das heißt Probebeschäftigungen oder Lernzeiten, wird daher stark betont. Dies erlaubt es beiden Seiten, die Arbeitsumgebung und das tatsächliche Können des Kandidaten zu beurteilen. Ein Kommentator beschreibt das Konzept ausführlich, wie diese Praktiken weit verbreitet sind und wie sie sowohl der Firma als auch dem Kandidaten helfen können. Diese Methodik könnte dazu beitragen, unnötige Zeitverschwendung und unerwartete Enttäuschungen nach der Einstellung zu minimieren. Es ermöglicht eine realistischere Bewertung der Fähigkeiten des Kandidaten im Hinblick auf die spezifischen Anforderungen des Unternehmens.

Aber wie könnte ein besserer Einstellungsprozess tatsächlich aussehen? Ein Vorschlag wäre, den Kandidaten ihre eigenen Laptops und bevorzugten Entwicklungsumgebungen in die Interviews mitzubringen. Dies reflektiert genauer, wie sie tagsüber arbeiten und gibt ihnen die Freiheit, ihre Fähigkeiten in einer bekannten und komfortablen Umgebung unter Beweis zu stellen. Dies könnte die Spreu vom Weizen trennen, indem es diejenigen identifiziert, die sich durch echte Programmierfähigkeit und Problemlösungsfähigkeit auszeichnen, anstatt simples Auswendiglernen von Algorithmen zu fördern.

Einige der Interviewfragen könnten auch praxisorientierter gestaltet werden. Anstatt theoretischer Fragen, die sich auf unrealistische Szenarien konzentrieren, könnte man auf tatsächliche Probleme aus der Arbeitswelt des Unternehmens eingehen. Wie ein Benutzer treffend bemerkte, sei das Anlehnen an auswendig gelernte Antworten nicht der richtige Weg, um Talente zu identifizieren, die in der realen Welt bestehen und wachsen können. Es ist wichtig, sich auf praktische und lösungsorientierte Szenarien zu konzentrieren, bei denen der Bewerber seine Denkprozesse und Problemlösungsfähigkeiten unter Beweis stellen kann.

Schließlich liegt ein Großteil des Problems möglicherweise nicht nur im Verfahren selbst, sondern in der Haltung gegenüber den Bewerbern. Ein offenerer, transparenterer und fairer Prozess kann auf beiden Seiten das Vertrauen stärken. Es muss erkannt werden, dass es keine perfekte Methode gibt, um die Kompetenzen eines Bewerbers vollständig zu erfassen. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit auf Seiten der Arbeitgeber können helfen, die besten Talente zu identifizieren und gleichzeitig eine humane und gerechtigte Interview-Erfahrung zu gewährleisten.


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