Die Zunahme von Clear-Air-Turbulenzen: Bedingt durch den Klimawandel?

In den letzten Jahren hat die Diskussion über die Zunahme von Clear-Air-Turbulenzen (CAT) stark zugenommen. Diese Turbulenzen sind besonders heimtückisch, da sie für das bloße Auge unsichtbar sind und meist in großen Höhen auftreten, in denen Passagierflugzeuge üblicherweise fliegen. Ein Hauptgrund, der für diese Zunahme verantwortlich gemacht wird, ist der Klimawandel. Insbesondere die Erwärmung des Planeten verändert die Dynamik der Jetstreams und beeinflusst somit die Häufigkeit und Intensität dieser Turbulenzen.

Die Jetstreams sind starke Luftströmungen, die in der oberen Troposphäre und unteren Stratosphäre vorkommen. Ihre Intensität und Position werden maßgeblich durch Temperaturunterschiede zwischen dem Äquator und den Polen beeinflusst. Mit der Erderwärmung verändern sich diese Temperaturgradienten, was zu stärkeren und unvorhersehbareren Jetstreams führt. So schildert der Prosser-Bericht, dass der Klimawandel dazu beiträgt, die Jetstreams zu intensivieren, wodurch die Wahrscheinlichkeit von Clear-Air-Turbulenzen steigt.

Einige Experten und Nutzer wie ‘thiel’ äußern jedoch Verwirrung darüber, wie genau diese Temperaturgradienten die Jetstreams beeinflussen. Es wird häufig angenommen, dass die Pole schneller erwärmen als der Äquator, was die Temperaturgradienten verringern und die Jetstreams schwächen sollte. Andere wie ‘HPsquared’ und ‘Retric’ erklären jedoch, dass die erhöhte Feuchtigkeitsaufnahme der Luft durch höhere Temperaturen diesen Effekt überkompensieren kann. Tatsächlich erhöht sich dadurch die Feuchtigkeitskapazität und stärkt die Jetstreams trotz verringerter Temperaturgradienten.

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Ein interessanter Punkt, den ‘osipov’ als erfahrener kommerzieller Pilot einbringt, ist, dass die veränderten Flugverfahren, insbesondere die kontinuierlichen Sinkflugprofile (Continuous Descent Profiles, CDP), die Wahrnehmung von Turbulenzen verstärken können. Diese erlauben es Flugzeugen, längere Zeit in größeren Höhen zu bleiben, wo atmosphärische Instabilität und Windscherungen stärker sind. Dadurch kann der Anstieg von wahrgenommenen Turbulenzen teilweise auch auf betriebliche Optimierungen und nicht nur auf klimatische Veränderungen zurückgeführt werden.

Es gibt jedoch auch Gegenstimmen wie ‘w14’, die darauf hinweisen, dass statistische Daten keinen klaren Anstieg von turbulenzbedingten Unfällen zeigen. Dies könnte auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, einschließlich besserer Flugzeugdesigns und ausgeklügelterer Vorhersage- und Vermeidungsstrategien. Moderne Flugzeuge sind in der Lage, automatisiert Turbulenzdaten zu messen und weiterzugeben, was Piloten hilft, turbulente Gebiete zu umgehen oder die Höhe anzupassen.

Schlussendlich bleibt die Frage, ob die Zunahme von Clear-Air-Turbulenzen langfristig ein ernstzunehmendes Risiko für die Luftfahrt darstellt. Zwar scheinen die bisherigen Daten und Modelle einen Zusammenhang mit der Klimaerwärmung zu bestätigen, doch ist das Thema komplex und von vielen Faktoren beeinflusst. Weitere Forschungen und genaue Messungen über längere Zeiträume hinweg sind notwendig, um ein klareres Bild zu erhalten und geeignete Gegenmaßnahmen zu entwickeln.


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